Jens Bommert

Malerei

Projekte

Lichtflecken

Gedenkstätte zur Erinnerung an die Deportation Frankfurter Juden

Wettbewerbsbeitrag Frankfurt am Main 2010,
Bissinger, Bommert, Stridde

Zunächst erkennt man in den Grünanlagen am Mainufer eine leicht aus dem Gelände ragende dunkelgraue Betonplatte von zwölf Metern Kantenlänge mit einem umlaufenden Streifen aus begehbaren Glasplatten.

Darunter befindet sich das eigentliche Mahnmal. Seine Lage bezieht sich auf die Richtung der alten Transportgleise vor der Großmarkthalle. Eine sich langsam absenkende Rampe führt zu seinem Fußpunkt in 11 Metern Tiefe. Hier betritt der Besucher einen hohen halbdunklen kubischen Raum, in dem unzählige Lichtpunkte zu schweben scheinen. Nur gedämpftes Tageslicht dringt durch die schmalen Glasplatten von oben in den Raum. Ein schmaler Umgang entlang der hohen dunklen Betonwände führt um eine raumhohe gitterförmige Lichtskulptur von 10 x 10 x 10 Metern, in deren orthogonale Struktur viele kleine Leuchten eingelassen sind, die sich unendlich in den transparenten horizontal und vertikal eingelegten Glasscheiben spiegeln.

Ein ortloses Scheinen in einem dunklen Raum.

Licht wird hier als vielfältige Metapher verstanden, steht für Geist und Energie und kann als eine Darstellung vergangener Seelen aufgefasst werden.

Die Skulptur- ein Raum erleuchteter Leere.

Gegenüber dem Zugang, in der Flucht der Rampe, verlässt man das Mahnmal über eine lange podestfreie Treppe und erreicht nach einigen Metern wieder den Weg in den Grünanlagen. Im Bereich der beiden Zugänge zur Skulptur befinden sich Schrifttafeln mit den für sich sprechenden Daten der Deportationen.

Text von: Bissinger, Bommert, Stridde

Geld wie Sand

Ein Projekt zur Eröffnung der Kulturkirche in Bremen 2007

von Bommert, Bissinger, Stridde ( Musik Ingo Ahmels )

Das handelnde Kunstwerk

Dolf Bissinger, Henri Stridde, Jens Bommert haben in der Stephani-Kirche, direkt unter der Vierung, eine hundert Tonnen schwere Pyramide aus Sand errichtet. Die Spitze der Pyramide zeigt unmittelbar auf den Scheitelpunkt der Vierung.

Das Konzept ist auf den ersten Blick ein ungewöhnlicher Eingriff in einen christlichen Raum. Die Provokation löst jedoch sofort Assoziationen aus, die religionsübergreifende Aspekte beinhalten. Die Vierung ist in der kreuzförmigen christlichen Kirche ein zentraler, klassischer Ort des Gebetes. Um ihn herum wurden bis ins 18. Jahrhundert Bischöfe, Kleriker und wichtige, der Kirche nahe stehende Bürger begraben.

Die Pyramide wurde über dem Grab des Pharaos errichtet. Nach der ägyptischen Vorstellung konnte er von seinem Grab aus – „als Lebender“ – sich an die Spitze der Pyramide begeben und damit den Sternen und den Göttern besonders nah sein.

Vierung und Pyramide sind Räume der Transformation. Konsequent haben die Künstler sie ausgewählt, um ihre Metamorphosen zu realisieren. In einem ersten Schritt animierten sie Kinder, versteckte Münzen in der Pyramide zu suchen; eine solche Schatzräuberei in Pyramiden war auch im alten Ägypten die Regel. In einem weiteren Schritt wurde der amorphe Sandhaufen in ein meditatives Feld verwandelt. Spender und Sponsoren verschleuderten am Ende ihr Geld in dieses Sandfeld und reaktivierten damit den Prozess. Aus den einzelnen Handlungsphasen entstand ein Kreislauf, der potenziell immer wieder neu beginnen könnte. Die Musik von Ingo Ahmels verbreitete sich über das gewellte Feld und erfasste von hier aus den gesamten Kirchenraum.

Das Projekt „Pyramide” steht in der Tradition des Gesamtkunstwerks. Das Bildnerische, die Metamorphose und die Musik durchdrangen sich. Eindringlich wurden unterschiedlich religiöse und pseudoreligiöse Ideologien und Vorstellungen verzahnt. Die ägyptischen und christlichen Jenseitsvorstellungen, das zen-buddhistische Nirvana und die oft zerstörenden kapitalistischen Bewegungsgesetze bildeten zusammen eine Einheit und behaupteten gleichzeitig ihre Bedeutungshoheiten. Eine „unio mystica“ oder synkretistische Ziele wurden nicht angestrebt. Die Formen verändernten und bewegten sich und bildeten unterschiedliche skulpturale Formen. Der Kirchenraum, der nur noch zeitweilig für den Gottesdienst genutzt wird, gewann auf diese Weise eine neue, temporäre kultische Funktion. Die besondere künstlerische Leistung bestand vor allem darin, dass hier nicht ein Kunstwerk isoliert in den Raum gestellt wurde. Im Gegenteil, in allen unterschiedlichen Phasen wirkte es so selbstverständlich wie früher ein Retabel auf dem Altar.

Text von: Dr. Hans-Joachim Manske

Hochseilrad mit Nicker

Wettbewerb Hemmstrasse

3. Preis 1993

Das Wettbewerbsgelände an der Bremer Hemmstrasse ist eine verkehrsreiche Kreuzung. Die beiden Künstler schlagen eine 10 m hohe Hochseil – Skulptur vor, die den Strassenraum überspannt. Hoch über dem Verkehr läuft ein Rad mit einer Art Segel vom Wind angetrieben hin und her und wird von einer Stahlkugel angenickt. Es entsteht ein humorvoll – poetischer Dialog zur Funktion des Rades und der Fortbewegung; aber auch ein Nachsinnen darüber, was im Zeitalter des Automobils daraus geworden ist.

Text von: Dolf Bissinger und Jens Bommert